2,37 MB – epub, mobi, pdf, rtf, azw3, txtz
Beschreibung:
„Putins Krieg“ – so die oftmals fälschliche Bezeichnung des aktuellen Konflikts zwischen Russland und der Ukraine in den Nachrichten. Diese Bezeichnung macht Putin jedoch zu einer von seinem Staat und dessen langen historischen Prozessen getrennten Figur. Sublim wird damit angedeutet, dass die beiden nicht zusammenpassen, ja nicht zusammengehören. Aber in Wirklichkeit identifizieren sich die Bewohner Russlands heute mehr denn je mit ihrem obersten Führer – und das über 30 Jahre nach dem Zusammenbruch der auf einem beispiellosen Führerkult basierenden Sowjetunion.
Der breite nationale Konsens, den der neue Zar genießt, ist ein klarer und deutlicher Beweis für die Zensur und Unterdrückung der Meinungsfreiheit und -verschiedenheit. Mit der Mehrheit der Russen – die seine Handlungen billigen – im Rücken, ist Putin selbst die Synthese der russischen Geschichte, verkörpert deren Werte und repräsentiert deren tiefe Seele. Er spricht Sowjetnostalgiker ebenso an wie Nationalisten und nährt die Erwartungen der Ultrakonservativen. Zudem spielt er geschickt sowohl die Karte des sowjetischen Imperialismus als auch des Zarismus.
Obwohl er im (kommunistischen) sowjetischen System aufgewachsen, ausgebildet und sozialisiert wurde, schwang er sich zu einer Ikone populistischer Parteien und Bewegungen auf der ganzen Welt, insbesondere für die Rechten, hoch. Mit einer seltenen Mischung aus Opportunismus und strategischem Geschick weiß Wladimir Putin, wie er die inneren und äußeren Widersprüche seines Landes zu seinem Vorteil nutzen kann, um mit seinen Gegnern zu spielen. Damit überbietet er die Macht und die Machtvisionen seiner Vorgänger bei Weitem.
Heute ist der Krieg gegen die Ukraine eines der Extreme, durch die Putin bereit ist zu gehen, um seiner Heimat ihren früheren Ruhm zurückzugeben. Rache für die Demütigung der „Niederlage“ im Kalten Krieg, das Einbremsen der Verwestlichung seiner „rebellischen Kinder“ und seine Zurschaustellung militärischer Stärke unterstrichen durch seine machohaften TV-Auftritte sollen ihm einen bleibenden Platz in der Geschichte sichern.
{ 0 comments… add one }