1,53 GB – cbr
Wer hat wen erschossen? Wurde überhaupt jemand erschossen? Geschossen hat definitiv jemand… Die Leser waren so verunsichert, dass Hugo Pratt sich hinsetzte und ein neues Ende für Jesuit Joe schrieb. Nur, das neue Ende wirft wiederum andere Fragen auf. Pratt, der alte Fuchs, wusste natürlich, dass jede gute Geschichte ein Geheimnis bewahrt: was geht in diesem störrischen Mischling Joe eigentlich vor? Der „edle Wilde“ aus den Jugendromanen ist er jedenfalls nicht. Der hätte nicht die Marienstatue im Haus des Pfarrers skalpiert. Fühlt Joe sich in dem – gestohlenen – roten Uniformrock der kanadischen Mounted Police deshalb so wohl, weil er selbst eine Rothaut ist? Warum erschießt er aber das singende Rotkehlchen auf dem Ast mit der Bemerkung: „In diesem Wald wird zu viel geträllert.”?
Die Story war Pratt selbst wohl nicht ganz geheuer. Er hat die Geschichte sogar noch ein zweites Mal ergänzt, für den Kinofilm Jesuit Joe. Die 23 erhaltenen Storyboardseiten sind in dieser Ausgabe der Geschichte ebenfalls zu sehen. Mit der anderen Story in diesem Band, La Macumba del Gringo, bewegen wir uns dagegen in vertrautem Gelände. Die pittoresken Cangaceiros aus dem Sertão kennen wir aus Corto Malteses Abenteuern Im Zeichen des Steinbocks. Und die Existenz des Übersinnlichen ist bei Pratt oft Bestandteil der Handlung, in beiden Geschichten geht es um einen religiösen Wahn, der Menschen zu unsäglichen Handlungen treibt. Die Reihe „Ein Mann – Ein Abenteuer“ wurde 1976 vom Verlag Cepim ins Leben gerufen. Mit ihren 30 Bänden gehört sie zu den erfolgreichsten Serien Italiens. Neben Hugo Pratt haben berühmte Künstler wie Milo Manara, Guido Crepax, Toppi oder Attilio Micheluzzi diese faszinierende Mixtur aus historischen Fakten und weiterführender Fiktion illustriert.
aktuelle Nr.01
{ 0 comments… add one }